Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund
(François Villon)
“Lolitas, Nymphchen, Nymphen haben seit Urzeiten die Erzählungen der ganzen Welt bevölkert. Sie sind keine neue Erscheinung. Sie sind Heldinnen von einigen der schönsten und zartesten Geschichten aus dem Kanon der Weltliteratur. Die vulgären Teile der Öffentlichkeit werden diese Geschichten weiterhin unter ihrem vulgären Blickwinkel lesen oder sie gar nicht lesen und nur darüber tratschen.
Die schrecklichen Verbrecher werden weiter ihre schrecklichen Verbrechen ausüben. Aber die unschuldigen, schönen, zarten, harmlosen Nymphen werden weiterleben an den besseren Rändern der Literatur und der Gesellschaft.”
Dmitri Nabokov
(Sohn von Vladimir Nabokov)
Moderation:
Katinka Trauth und Sascha Trauth
Alle Fotos auf dieser Seite:
Heiner Morgenthal
Zitate der Laudatoren:
Dr. Ariane Martin
Fachredakteurin in der ZDF-Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft
„ […..] Gero Trauths Bilder sind anders. Was macht diese Andersartigkeit, diese Einzigartigkeit aus? Zunächst diese unverwechselbare Handschrift des Künstlers selbst. Die Art wie er den Pinsel führt, die Art wie er eine Bild aufbaut, die Farben und die Formen, die er wählt, und die zarten Frauengestalten im märchenhaften Ambiente selbst. Die Bilder dieser Ausstellung sind der ursprünglichen Bedeutung des Eros nach der sinnlichen, der schöpferischen Liebe nach erotisch. Sie sind erotisch, weil ihr Genius Gero Trauth ein Liebhaber ist, ein Liebhaber der Schönheit, ein Liebhaber der Anmut, ein Liebhaber der Sinnlichkeit und auch ein Liebhaber des Weiblichen. Was Gero da gemalt hat, ist aber nicht nur erotisch. Es ist auch in hohem Maße poetisch, denn Gero Trauth ist auch ein Poet. Ein feinsinniger Geist, der dem unendlich großen Meer des Geistes – ich nenne es auch das Poetische an sich – seine Entwürfe ablauscht. Was ein Dichter mit Worten ausdrückt, das macht Gero Trauth mit dem Pinsel und mit Farben. So ist ein Zyklus wie dieser naheliegend, in dem sich Wort und Bild, Literatur und Malerei intensiv auf einander beziehen, in Dialog treten, sich verweben. […..] Der Künstler würdigt die Frau mit einer hohen Position. Er stellt sie vor, aber er stellt sie nicht aus. Ihre körperliche Intensität wie auch ihr Seelengeheimnis lässt er in Schleiern wohnen. […..]“
Wolfgang Bosbach
Vorsitzender des Bundestagsinnenausschusses
„[…..] deshalb betrete ich auch in großer Ehrfurcht diese heiligen Hallen. […..] Sie werden ja auch Ihre ganz persönlichen Eindrücke haben gegenüber der Politik. Wie kommt sie daher? Gelegentlich als ziemlich abstrakte Malerei – da haben Sie recht. Dem einen mag auch Politik manchmal erscheinen als naive Malerei, für den anderen manchmal als Bauernmalerei. […..] So machen wir uns also Tag ein Tag aus Gedanken über Kunst und Kultur, auch wenn man es uns aus einer Vielzahl von Gründen gar nicht auf den ersten Blick zutraut. […..] Einen Satz habe ich mir gemerkt – übrigens bei einer Begehung des deutschen Bundestages als uns die Kunstwerke im einzelnen vorgestellt wurden – als ich zu einem Professor sagte: ‚Ich kann nicht sagen, ob ein Kunstwerk gut ist oder ob es nicht gut ist.‘ (Das gilt zum Beispiel für die Werke von Joseph Beys, die wir im Bundestag haben. Sie ahnen was kommt: Die haben wir großräumig gesichert, damit auch jeder weiß, dass es sich um Kunstwerke handelt.) ‚Ich kann nur sagen, ob mir ein Kunstwerk gefällt oder nicht, nicht ob es gut ist oder nicht.‘ Dann hat er mich ganz lieb in den Arm genommen und hat gesagt, das sei eigentlich nicht schlimm, denn ein Kunstwerk sei dann gut, wenn es mein Herz berühren würde. Und wen diese Bilder hier nicht berühren, der hat ein Herz aus Stein. Deswegen wünsche ich Ihnen, […..], viele Besucher mit einem weichen Herzen.“
Prof. Dr. Joseph A. Kruse
Literaturwissenschaftler und langjähriger Direktor des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf
„[…..] denn man lernt so viel. Man lernt durch die vielen Sichtweisen von Gero Trauth. […..] Doch verlassen wir gleich wieder diese dunklen Seiten im menschlichen Zusammenleben, um den lichten Aspekten in ihrer hoffentlich überwältigenden Überzahl nicht ihre Zuversicht und Natürlichkeit zu nehmen. Denn das alles, was als ‚Reigen‘ bei Artur Schnitzler und ‚Frühlingserwachen‘ bei Frank Wedekind oder ‚Im Schatten junger Mädchenblüte‘ bei Marcel Proust geschildert wird, greift in die Erfahrungen von Erwachsenwerden und Erotik hinein, beschwört Würde, Melancholie wie Reifung. Solche Prozesse und ihre künstlerische Bewältigung werden somit zum Zeugnis der Bildungsgeschichte der Menschheit. Sie bringen zur poetischen Anschauung wie sehr das reiche, verheißungsvolle Leben durch die junge und gerade deshalb ’süße‘ – man erlaube dieses oft überstrapazierte Adjektiv – Liebe beschenkt wird.[…..]“
Prof. Dr. Karl Ludwig Pfeiffer
Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaftler
„[…..] und zunächst mag es scheinen, als täten das auch die Bilder von Gero Trauth in Form einer der Poesie nicht möglichen Anschaulichkeit der Liebe im motivisch vertrauten, ja anheimelnden Ambiente von Mond, Wald, Blumen und Teich. Die vielfach zu Recht bemerkte unerhörte, vielmehr ungesehene Präzision und Klarheit der Linienführung bei den offenkundig erotischen Figuren tut, wie es scheint, ein Übriges, um uns nicht der Allgegenwart und Allmacht der Liebe entkommen zu lassen. Aber je näher man hinschaut, umso mehr weichen sie auch zurück und gewinnen eine unerwartete Fremdartigkeit. Blicken wir also möglichst genau hin, gelegentlich vielleicht sogar, wie ich es barbarisch getan habe, mit der Lupe, so bewundert man die schöne Genauigkeit der Linienführung noch mehr – aber man wird auch gewahr, dass sie uns den Zugang ins Wesen dessen, was da in so schönen Linien und Gestalten vorgeführt wird, nicht eröffnet, sondern eher versperrt. Wenn wir trotzdem noch interpretieren wollten, müssten wir vielleicht sogar sagen: in den Gesichtern der Nymphen und Lolitas liegt Verheißung, aber auch Skepsis. Aber selbst damit gingen wir eigentlich zu weit. Vielleicht sollten wir stattdessen sagen: In der schönen Klarheit der Linien, vor allem auch beim Mund der Nymphen, gewärtigen wir Allmacht wie Rätselhaftigkeit der Liebe. […..]“
Beate Schmies
Leiterin des WDR-Studios in Siegen
„ […..] Gero Trauth traut sich was. Er entzieht sich radikal den Tendenzen der modernen Kunst und er entzieht sich unserer rauen Wirklichkeit. Er flieht aus unserer Welt und schafft sich seine eigene, in der er mit wunderschönen Nymphen mit perfektem Körper auf bunten Blumenwiesen lebt. […..] Sicherlich spielt Erotik in diesen Bildern eine große Rolle, aber auch Romantik. […..] Von Romantik sprechen nicht nur die Bilder, sondern auch die Gedichte, die Gero Trauth zu jedem seiner Bilder ausgesucht hat. […..] Der so asketisch wirkende schlanke Mann hat eine blühende Phantasie. […..] Gero Trauth traute sich, sich treu zu bleiben, lief nicht irgendwelchen Trends hinterher, probierte nicht ständig Neues aus. Den Stil, den er bis heute praktiziert, pflegte er schon zur Studienzeit. Er habe sich damit in einer Art Ghetto befunden, sagt er, und er habe immer wieder versucht sich aus dem Ghetto zu befreien. […..] sagte Gero Trauth mehrmals: ‚Ich verstehe nichts von Gegenwartskunst. Für sich-frei-machende Übungen habe ich kein Verständnis.‘ Also könnte man folgern, Gero Trauth ist ein Gefangener, ein Gefangener seiner Kunst und der Welten, die er mit dieser Kunst erschafft. Er ist aber […..] sehr gern Gefangener. Er hat seine Gefangenschaft ja sogar selbst gewählt und genießt sie. […..] Den grauen Alltag mag Gero Trauth nicht, er lehnt ihn sogar ab. Indem er schöne Dinge malt beamt er sich sozusagen weg aus der Realität, weg von allem Schlechten. Am liebsten möchte er die heile Welt seiner Bilder in die oft böse Realität transportieren. […..] Gero Trauth malt das Schöne um wegzukommen vom Hässlichen und vom Schlechten, wie er sagt. […..]“
Delphine Guévar
Sopran/Paris
Daniel Isoir
Pianist/Rouen
Es kamen zum Vortrag:
Lieder von Joseph Haydn:
O tuneful voice, The Wanderer,
Spirit song, Mermaid song
Arien aus George Bizets Carmen